Künstliche Intelligenz in der Kommunikation – Nützlich aber ungenutzt?

Sucht man bei Google nach Künstlicher Intelligenz, erhält man 500.000 unterschiedliche Definitionen. Einige sagen daher, man brauche wohl KI, um KI zu verstehen. Dabei setzen wir die Technik in unserem Alltag schon heute ein. Oft unbewusst: Etwa bei digitaler Bilderkennung, virtuellen Assistenten in Unternehmen oder der Verarbeitung von Sprachbefehlen bei Alexa, Siri oder Google Home. Das Online-Wissenschaftsportal Spektrum versteht KI daher ganz simpel als Simulation menschlicher Entscheidungen durch Algorithmen.1

Doch wie könnte KI professionelle Kommunikation verändern? Mit dieser Frage beschäftigt sich Claudia Bünte, Professorin für International Business Administration an der SRH Hochschule in Berlin.2 Dieses Jahr hat sie bereits ihre zweite Studie über „Künstliche Intelligenz in Marketing und Kommunikation“ veröffentlicht.3 Die Mehrheit der befragten Marketing-Experten sehen sehr positive Effekte von KI auf ihre Kernaufgaben und Teams. Demnach glauben über drei Viertel der Befragten, dass sie mithilfe von KI besser und schneller mit Kunden interagieren können. Zudem helfe ihnen KI, die Kunden besser zu verstehen. Daher rechnen sie damit, dass KI die Marketing–Arbeit effektiver und effizienter machen wird. Insgesamt sind drei Viertel der Befragten überzeugt: KI wird ein Wettbewerbsvorteil sein.

Doch wie setzen sie KI in ihrer alltäglichen Arbeit ein? Auch wenn die Mehrheit den Einsatz von KI positiv sieht, nutzt nur jeder dritte Kommunikationsmanager und nur jeder vierte Marketingmanager diese auch tatsächlich. Insgesamt nutzen weniger als ein Zehntel der Befragten KI intensiv.45 Empfehlung ohne Erfahrung? Ein Widerspruch, der auf mangelndes Wissen über KI und den Einsatz im Unternehmen zurückgeht. Zudem erfordert die Anwendung von KI Investitionen, bei denen nicht immer sicher sei, zu welchem Ergebnis sie führen würden. Laut Professorin Bünte brauche es also „Mitarbeiter, die Lust haben, sich auf das unbekannte Neue einzulassen“ und „Management, das den Mut hat, Geld zum Ausprobieren einer KI zur Verfügung stellen“. Immerhin würde die aktuelle Befragung aber zeigen, dass auch in Marketing und Kommunikation „Künstliche Intelligenz ihren Schrecken nach und nach verliert“.

Trotz aller Potentiale gibt es aber auch Grenzen für den Einsatz von KI in der Kommunikation.6 So werde die kreative Leistung des Menschen noch lange nicht von Maschinen übertroffen. Darunter falle beispielsweise die Entwicklung von Strategien: „Das große Ganze, also das, was man eigentlich erreichen will, muss man selbst entwerfen können. Das kann man nicht an ein Tool delegieren.“ Zudem bestehe in kreativen Prozessen die Gefahr der Standardisierung: Denn KI kann immer nur auf bekannte Muster und Daten zugreifen. Ein eingeschränkter Datenpool limitiert somit automatische die Bandbreite möglicher Ergebnisse. KI ist somit auf dem Vormarsch – aber nicht in allen Bereichen: Analyse und zielgerichtete Kommunikation profitieren stark, aber menschliche Kreativität bleibt unersetzlich. Nach dem heutigen Stand. Fortsetzung folgt.

 

1 Spektrum.de (2000): Künstliche Intelligenz
2 SRH Hochschule Berlin: Prof. Dr. Claudia Bünte
3 Horizont.net (23.06.2019): KI im Marketing – „Marketingverantwortliche sind immer noch sehr vorsichtig bei der Implementierung“
4 SRH Hochschule Berlin (2018): Künstliche Intelligenz im Marketing
5 Springer Professional (27.12.2018): „Alle reden über KI, aber kaum jemand macht es“
6 Horizont.net (26.06.2019): Warum sich KI im Marketingalltag nur langsam etabliert

 

Laura König, 16. Dezember 2019